Im Jahr 2022 Internationale Jugendbegegnung deutsch-ukrainisch


Unsere Internationale Jugendbegegnung (IJB) des Zirkus Datterino startete in diesem Jahr etwas anders als sonst und bereits zwei Tage früher mit dem Abholen der ukrainischen Kleingruppe in Budapest. Die ukrainische Gruppe reiste mit einem Kleinbus aus ihrer Heimat Ushgorod (in der westlichen Ukraine) am Samstag vor dem offiziellen Start der Zirkuswoche nach Budapest, wo wir sie anschließend eingepackt und nach Darmstadt gefahren haben – für die Rückfahrt vice versa. Die Kleingruppe, die wir über den Verein PDUM (Partnerschaft Deutschland-Ukraine/Moldova e.V.) kennenlernen durften, bestand aus neun Kindern zwischen 8 und 12 Jahren sowie fünf Müttern.

So richtig ging die Jugendbegegnung dann erst am nächsten Tag los, als alle anderen Teilnehmer*innen (die zwischen 12 und 15 Jahre alt waren) gegen 10 Uhr ebenfalls auf dem Platz ankamen. Der erste Tag stand neben den organisatorischen Dingen ganz im Sinne des Kennenlernens sowohl der Gruppe, des Platzes als auch der einzelnen Zirkusdisziplinen. Der Nachmittag war geprägt vom Workshop-Zirkel zum Kennenlernen der einzelnen Disziplinen wie Einradfahren, Luftakrobatik, Jonglage oder Clownerie – während der Abend mit Kennenlernspielen endete. Tagsüber waren die Kinder in ihren gewählten Workshops beschäftigt – oder wie die ukrainischen Mütter es ausgedrückt haben: in ihren майстер клас (mayster klas), was für unsere Zirkuspädagog*innen natürlich nach einem riesigen Kompliment ihrer „Meisterklassen“ klingt – und erlernten neue Kunststücke. Der Abend wurde immer von unserem Betreuer*innenteam vorbereitet, sodass kein Abend dem vorherigen glich. Dieses Jahr hatten wir neben dem Kennenlernabend einen Challengeabend, bei dem es um schnelles Toastessen oder auch Teebeutelweitwurf ging sowie eine Art Detektiv-Stationen-Spiel, bei dem die Kinder mithilfe der eingeteilten Sonderkommissionen der Polizeidirektorin bei einem kniffligen Fall helfen mussten. Auch einen entspannteren offenen Abend mit Möglichkeit zur sportlichen oder kreativen Betätigung war mit dabei. Das Highlight der Abendprogramme war definitiv der Teamzirkus, bei dem die Kinder als Zuschauer*innen und das Betreuer*innen- sowie Workshopleiter*innen-Team als Artist*innen fungierten. Die Zirkusshow der kleinen und großen Artist*innen am Ende der Woche leitete auch das Ende der Jugendbegegnung ein. In unserem großen Zirkuszelt mit einer richtigen Bühne, allerlei bunten Scheinwerfern und lauter Musik konnten alle Teilnehmer*innen ihr Erlerntes vor Familie, Freunden und Bekannten präsentieren. Sogar das Darmstädter Echo (Lokalzeitung der Stadt) hat uns besucht und einen Artikel darüber geschrieben.

Das Fazit unserer diesjährigen Jugendbegegnung ist ganz eindeutig positiv. Die Kinder konnten sich zum Glück wunderbar mit Englisch sowie Händen und Füßen verständigen, aber auch die Mutter, die als Dolmetscherin fungierte, war sehr von Vorteil. Vor der IJB waren wir uns nicht sicher, wie gut es sprachlich funktionieren würde, da Ukrainisch ja doch deutlich anders ist als Deutsch oder Italienisch (wie bei unseren sonstigen IJBs). Es ging jedoch besser als gedacht! Bei den Abendprogrammen wurde darauf geachtet, dass entweder zweisprachig (und dann mit einem Online-Übersetzer übersetzt, da wir keine kyrillische Tastatur hatten) oder auf Englisch gearbeitet wurde; mündliche Ansagen für alle wurden übersetzt. Ein weiterer Lerneffekt, den wir während der Woche mitgenommen haben, war das verstärkte Loslösen bzw. Einbinden der Mütter/Begleiterinnen, sodass die ukrainischen Kinder sich besser in die Gesamtgruppe einbringen und vermehrt mit den anderen Teilnehmer*innen Kontakt aufbauen konnten. Auch die Mütter konnten so zum Beispiel durch Requisitenbasteln oder Schminken der Kinder eingebunden werden. Für das nächste Mal haben wir außerdem gelernt, dass bei einer hoffentlich etwas größeren Austauschgruppe zwei Dolmetscher*innen (deutsch-ukrainisch, nicht nur englisch-ukrainisch) definitiv von Nöten sind. Das erleichtert die Arbeit des gesamten Teams und trägt zu einem schnelleren Ablauf bei. Auch das Abholen in/Zurückbringen nach Budapest stellte einen erheblichen Mehraufwand dar, was bei längerer Planung aber bestimmt geschickter umgesetzt werden kann. Insgesamt eine sehr tolle Erfahrung mit Ausblick auf eine wiederkehrende Begegnung im nächsten Jahr, die von beiden Seiten unterstützt werden würde.

Darmstadt, den 21. August 2022
(Svenja Vogt & Pia Beckmann, Wochenleitung der Internationalen Woche des Zirkus Datterino)